Ist das FAQ Schema sinnvoll oder nicht doch eher Spamy?
Als alles mit den Schemas begann
Als vor 9 Jahren die Suchmaschinenbetreiber die Initiative Schema.org ins Leben gerufen haben war ich begeistert. Ja, ein richtiger Fan. Endlich etwas, was eine einheitliche Ontologie für die Strukturierung von Daten auf Websites bietet. Etwas, was die Welt der Suchmaschinen und den Komfort des Suchenden verbessern würde. Was Google, Bing und Yahoo gebildet haben und von Google, Microsfort, Yahoo und Yandex gesponsert wurde muss doch einfach durch die Decke gehen.
Nützliche und verständliche Schemas
Eines der ersten Schemas welches sich verbreitet hatte war die „Breadcrumb“ Navigation. Breadcrumbs (Hänsel und Gretel Krümmel) haben die Navigation für Besucher definitiv vereinfacht und wenn richtig implementiert auch Suchresultate veredelt.
Ebenso erfolgreich war und ist sicher das Bewertungsschema. Garantien, dass Bewertungen von Konsumenten geschrieben wurden, gibt es keine. Dennoch unterstützen sie die Psychologische Kaufentscheidung.
Events, Produkte und viele andere Schemas bringen definitiv einen Mehrnutzen. Sie beantworten versteckte Fragen von Suchenden. Fragen, die nicht mehr gestellt werden müssen.
Bietet ein Hotelportal neben den Informationen wie Preis zu einer Anfrage auch noch Events in der Nähe an generiert dies einen Mehrwert. Konsumenten verstehen, warum während einer Messe, Zimmerpreise höher sind.
Einige Schemas erachte ich als extrem sinnvoll, andere sind für mich fragwürdig. Tendenziell sehe ich heute, 9 Jahre später, ein neues Spam Problem. Spam in den Suchmaschinen. Etwas, gegen was Google und andere Suchmaschinenbetreiber seit jeher zu kämpfen haben. Was vor 20 Jahren die magischen Metatags waren sind heute die für viele magischen FAQ Schemas. Dieses wollen wir in einigen Beispielen genauer unter die Lupe nehmen.
Das FAQ Schema | Künstliche Intelligenz?
FAQ sind seit ich mit SEO befasse beliebt um Produktinformationen und Inhalte für Webseiten zu erstellen. Wie es der Name schon sagt, um wiederkehrende Fragen zu beantworten. Prinzipiell also etwas sinnvolles. Google selbst erklärt, dass korrekt ausgezeichnete Seiten als Rich-Ergebnis in der Suche und als Markup-Aktion für den Google Assistant angezeigt werden können.
Doch wollen wir bei jeder Suchanfrage wirklich, dass uns „künstliche Intelligenz“ unterstützt? Das Maschinen Fragen mit beantworten, die wir nicht gestellt haben? Ich denke, nein! Ich persönlich verwende inzwischen immer mehr DuckDuckGo.
Das Schema selbst besteht aus 2 Elementen. Der eigentlichen Frage und der dazugehörigen Antwort. Also etwas, was sich einfach automatisieren lässt.
Wer soll welche Fragen beantworten?
Die Frage der Fragen. Soll jede Seite jede Frage beantworten? Ist es für Suchende von Interesse entsprechende Antwort auf der Seite zu finden? Hat die Seite auch wirklich genug nachhaltige Inhalte, die die Antwort unterstützen? Google und Google’s KI müssen sich solche Fragen stellen. Bringt es dem Suchenden etwas, mehrere zusätzliche Fragen anzuzeigen? Hilft das bei der Lösungssuche? Zugegeben, es ist nicht einfach, zu entscheiden. Ist Seite A oder Seite B wirklich relevant? Weiß entsprechende Seite wirklich Bescheid? Woher könnte entsprechender Seitenbetreiber dieses Wissen haben? Ich bin der Meinung, dass hier einiges schief läuft. Schief, weil von Seitenbetreibern übertrieben. Klar kann ich aus Produkte Bullet Points automatisiert Fragen stellen und beantworten. Aber Hand aufs Herz – sind die wirklich von Mehrnutzen? Sollten zusätzliche Fragen und Antworten nicht nur dann angezeigt werden, wenn Fragen zu generisch gestellt werden?
Beispiel Tourismus
Eine longtail und damit aussagekräftige Suchanfrage ist „Hotel Montana Luzern buchen„. Ich beantworte damit mehrere Fragen.
- Wo will ich hin? Nach Luzern.
- Was suche ich in Luzern? Ein Hotel.
- Welches Hotel suche ich? Das Hotel Montana in Luzern.
- Was will ich tun? Ich will das Hotel Montana in Luzern buchen
Definitiv erkennbar, was der Suchende will. Wie geht jedoch Google mit diese Frage um?
Weil sich die Buchungsportalbetreiber einmal mehr im „Ich Ich Ich – Ich weiss alles“ messen, werden unnötige, nicht gestellte Fragen angezeigt.
Beispiel Booking.Com
So bietet Booking.Com angeblich noch Antworten auf folgende Fragen:
- Wie lauten die Check-In und Check-out Zeiten in der Unterkunft Art Deco Hotel Montana?
- Hat die Unterkunft Art Deco Hotel Montana ein Restaurant vor Ort?
- Welche Aktivitäten bietet die Unterkunft Art Deco Hotel Montana?
- Wieviel kostet der Aufenthalt in der Unterkunft Art Deco Hotel Montana?
- Kann ich an der Unterkunft Art Deco Hotel Montana parken?
- Wie komme ich vom nächstgelegenen Flughafen zur Unterkunft Art Deco Hotel Montana?
- Welche Art von Zimmer kann ich in der Unterkunft Art Deco Hotel Montana buchen?
- Welche Art von Frühstück wird in der Unterkunft Art Deco Hotel Monatana serviert?
Hat das Hotel Parkplätze
Ganz ehrlich. Was habe ich gesucht? Hat mich Google nicht verstanden? Sind all diese Fragen wirklich Fragen die ich auf Grund meiner Frage im Kopf haben könnte? Und vor allem, sind die Fragen auch korrekt beantwortet?
Die Frage zum parken wird wie folgt beantwortet:
- Parkplatz
- Parken vor Ort
- Privatparkplatz
Ich weiß damit nicht wirklich, ob ich jetzt beim Hotel Montana parken kann oder nicht. Ich persönlich weiß, dass es unterhalb des Hotels ein Parkhaus gibt und ich dann bequem mit einer Standseilbahn zum Hotel gelangt.
Das wurde nicht geantwortet. Für mich deshalb klar, automatisiert Spamy Content. Die Antworten stammen aus Multiple-Choice Frageformularen. Formularen die der Hotelier bei der Erfassung seines Hotels ausfüllt.
Das Hotel selbst beantwortet die Frage zu Parkplätzen wie folgt:
„Es stehen hoteleigene Park– und Tiefgaragenplätze zur Verfügung, sowie 3 Ladestationen für E-Cars. Weitere Parkplätze befinden sich im nahegelegenen Parkhaus Casino-Palace, welches von der Montana Standseilbahn-Station aus zu Fuss erreichbar ist.
Anreise vom Flughafen
Wie sieht es mit dem Weg vom Flughafen zum Hotel aus? Wird die Frage korrekt beantwortet?
- Von nächstgelegenen Flughafen erreichen Sie die Unterkunft Art Deco Hotel Montana mit Folgendem: Flughafentransport (von der Unterkunft) 60 Minuten oder Zug (Bahn) 75 Minuten…
Und wieder maschinell beantwortet. Dass ich noch einen Buss nehmen muss, sagt mir die künstliche Intelligenz nicht.
Das Hotel beantwortet die gleiche Frage: Direkte Verbindungen mit dem Zug (Bahn) ab Zürich-Flughafen. Das Hotel Montana ist ab Hauptbahnhof mit dem Bus Nr. 6, 8 oder 24 in fünf Minuten zu erreichen (Haltestelle „Casino/Palace“). Die hoteleigene und kürzeste Standseilbahn der Schweiz bringt Sie von der Seepromenade in nur 60 Sekunden direkt in die Hotelhalle.
Beispiel Tripadvisor
Auch Tripadvisor will zusätzliche Fragen beantworten. Was bei Booking.Com sprachlich korrekt war, ist bei Tripadvisor schon von weitem als maschinell erstellt erkennbar. Schauen wir uns die 2 ähnlichen Fragen an. Anreise und Parkplatz.
Hat das Hotel Parkplätze?
- Ja, kostenpflichtiger Parkplatz vor Ort steht den Gästen zur Verfügung.
Auch bei Tripadvisor einfach nur maschinell eine FAQ erstellt und damit die Suche vollgespamt.
Anreise vom Flughafen?
- Ja, Art Deco Hotel Montana Luzern bietet einen Flughafenshuttle für Gäste an. Wir empfehlen ein vorherigen Anruf, um die Details abzuklären.
Also darf ich davon ausgehen, dass dieser Flughafenshuttle auch ab Basel und Genf gilt. Von der Bahn kein Wort. Die Seite ist also absolut nicht qualifiziert, zu diesem Hotel Antworten außer der Verfügbarkeit oder dem Preis zu geben.
Beispiel HRS
Auch das Hotelportal HRS versucht sich beim beantworten von Fragen. Die Fragen wurden überlegt. Wir wollen wissen, wie es mit Parkplätzen und den Anreise vom Flughafen aussieht.
Hat das Hotel Parkplätze?
- Gäste vom Art Deco Hotel Montana stehen folgende Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Hoteleigener Parkplatz: Gebühr pro 24 Std. 0 CHF. Garage im Hotel: Gebühr pro 24 Std. 25 CHF
HRS Hat sich also genau überlegt, was der Kunde für Antworten erwartet, sollte er wirklich nach Parkmöglichkeiten gefragt haben. Es sei dahin gestellt, ob dies maschinell auf KI basierend passiert oder nicht. Der Mehrwert ist gegeben.
Wie weit ist der nächste Flughafen entfernt?
Da HRS die Frage wie ich vom nächstgelegenen Flughafen zum Hotel komme nicht beantwortet, eine ähnliche Frage.
- Der nächste Flughafen liegt 48,59 km vom Hotel entfernt.
Hier zeigt sich, dass HRS definitiv maschinell vorgeht und nicht prüft, ob diese Distanz stimmen kann. Es werden einfach ein Punkt A und ein Punkt B gewählt und die Distanz (Luftlinie) dazwischen berechnet.
Mit dem Auto wären es 65,6 Kilometer. Gefährlich an maschinell berechneten Distanzen wird es vor Allem, wenn sich der Flughafen auf einer anderen Insel als das Hotel befinden würde. So oder so, die Antwort von HRS zur Distanz macht keinen Sinn.
Fazit zu den Portalen
Die Portale sind nicht fähig geprüfte Fragen korrekt zu beantworten. Es ist deshalb nicht verständlich, warum Google vom Suchenden nie gestellte Fragen anzeigt, die nicht einmal korrekt beantwortet werden können.
Ich persönlich sehe hier definitiv bereits wieder Spam seitens Portalbetreiber die den Kunden um jeden Preis über Ihre Seite zum Hotel vermitteln wollen.
Das Google die Qualität der Suchresultate immer weniger prüft und sich nur immer auf die fehlende „Künstliche Intelligenz“ verlässt, ist für mich ein Armutszeugnis. Seitenbetreiber, vor allem Wiederverkäufer, werden dazu animiert den Suchmaschinen Index zu spamen.
Andere Themen, weniger Spamy?
Prinzipiell zeigt sich, dass überall wo Portale den Markt mit beeinflussen wollen, überdurchschnittlich Gebrauch von Schemas gemacht wird. Sei dies bei Krankenkassen, Versicherungen oder anderen Finanzdienstleistern.
Persönlich denke ich, dass diese Art der Nutzung einmal mehr nicht im Sinne des Suchenden und auch nicht im Sinne der Suchmaschine ist. Es wird aber bestimmt wieder seine Zeit dauern, bis Google entsprechende unangemessene Nutzung als Spam einstuft.
Fazit FAQ
FAQ’s sind definitiv etwas sinnvolles. Sie gehören zu jeder Seite. Dies nicht erst seit es ein Schema dafür gibt. Wer verkaufen will, musste schon immer Fragen von Kunden beantworten. Vorab beantwortete Fragen beeinflussen seit jeher, dies zeigt auch Amazon.
Das aber unzählige überflüssige Fragen einfach maschinell und als Schema erstellt und in Seiten verankert werden, generiert aber kaum Mehrnutzen für den suchenden.
Wer behauptet er würde dies nur als Hilfe für IoT (Internet of Things) Aktionen und Voice Search (Alexa, Google Assistant, Siri & Co.) tun ist unglaubwürdig. Wenn KI optimierte Algorithmen nur als FAQ markierte Schemas als Fragen erkennen, dann sind wir bald fern ab von Intelligenz.
Wenn Suchmaschinenbetreiber darauf hinweisen, dass sich Seitenbetreiber auf die potentiellen Kunden, die Suchenden fokussieren sollen, heißt das nicht zwingend, dass unendlich lange Fragenkataloge erstellt werden sollen. Auch nicht, dass unwissend erstellte Antworten sinnvoll sind.
Wer eine Webseite betreibt, sollte auf jeden Fall eine FAQ Seite bereitstellen. Daran ändert sich für mich nichts.